Ein Diagramm, das Relevanz von Schachzügen über Zeit pro Zug zeigt.

Perfect != Best

Immer wenn ich viele Schachpartien mit klassischer Zeitkontrolle spiele (90 min + 30 s pro Zug), fällt mir auf, dass meine Spielstärke im Blitzen sinkt (3 min + 2 s pro Zug). Sehr oft verliere ich dabei einfach auf Zeit. Irgendwie logisch - doch ich wollte wissen, wo genau die Zeit verloren geht. Ich stellte dazu die Hypothese auf, dass ich zu lange in Positionen überlege, in denen es eigentlich viele gute Züge gibt. Statt einfach irgendeinen ausreichend guten Zug zu spielen, suche ich dann nach dem besten Zug, bin also zu perfektionistisch.

Um diese Hypothese zu testen, schrieb ich ein Programm in Python. Es findet für jede Position einer Schachpartie die 5 besten Stockfish-Züge und speichert die Differenz zwischen dem 1.- und 5.-besten Zug. Die Annahme dabei ist, dass eine hohe Differenz mit der Wichtigkeit des Zuges gleichzusetzen ist. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Differenz, dass der Zug nicht von großer Bedeutung ist.

Plottet man nun Wichtigkeit des Zuges über Zeitverbrauch/Zug, so lässt sich die obige Hypothese schnell überprüfen.

das Diagramm zeigt zwei Ausreißer bei unwichtigen Zügen des weißen Spielers
zwei Ausreißer bei unwichtigen Zügen

Schon die erste Partie sprach für die Hypothese. Bei den Zügen 28 und 29 versank ich komplett in der Stellung und überlegte für 10 % und 20 % meiner Startzeit.

Nun gilt es, diese Erkenntnis zu verwerten - was leider einfacher gesagt als getan ist. Es wäre interessant, wenn man während Trainingspartien bei unwichtigen Zügen vom Computer aufgefordert würde, schneller zu spielen. Doch auf den bekannten Schachwebseiten würde das wohl die Cheaterkennung auslösen.